Studiengruppe Bioinformatik
Methoden der Bioinformatik haben im letzten Jahrzehnt eine immense Bedeutung für praktisch alle Biowissenschaften gewonnen. Ausgehend von Ansätzen der 80er Jahre zum Gen- und Proteinsequenzalignment und dem Protein-Modelling sind in den letzten Jahren Methoden der Bioinformatik in der Verarbeitung, Datenintegration und Analyse von Genomdaten, in der Proteinbiochemie (Proteomics und Protein-Design), und in allerletzter Zeit im Bereich der Metabolomforschung und bei systembiologischen Ansätzen absolut unverzichtbar geworden. Hierbei ändert sich der Charakter der Bioinformatik von einer Wissenschaft, die vorwiegend Werkzeuge und Datenbanken zur Verfügung stellt, zu einer Wissenschaft, die eigene, neue Fragestellungen entwickelt und zu neuen Herausforderungen an die experimentellen Biowissenschaften führt.
In der Studiengruppe Bioinformatik haben sich Wissenschaftler aus einer Vielzahl von Fachdisziplinen zusammengeschlossen, die entweder selbst Bioinformatik-Methoden entwickeln oder diese für ihre tägliche Forschung intensive anwenden. Die Studiengruppe wurde im Jahr 2002 gegründet und besteht jetzt aus ca. 200 Mitgliedern. Sie sieht ihre Aufgabe darin, die Kommunikation insbesondere auch zwischen den experimentell und theoretisch arbeitenden Biowissenschaftlern zu fördern. Sie tut dies durch die Organisation von Symposien u. a. Die Fachgruppe steht von ihrer Fragestellung her natürlich Kollegen mit biochemischem, genetischem, mikrobiologischen und auch medizinischem Hintergrund offen. (Dietmar Schomburg, vorheriger Sprecher)
Mit den durch die Hochdurchsatz-Technologien entstandenen immensen Datenmengen rückt ein neues Anwendungsgebiet für die Bioinformatik immer mehr in den Vordergrund – die Theoretische Systembiologie. Dieses Forschungsgebiet findet seine Anwendung in der klassischen Biologie, der Biochemie und in immer stärkerem Maße in der Medizin. Angefangen mit der statistischen Auswertung der beim Experiment gemessen Werte, über die geeignete Speicherung der Daten in Datenbanken, steht die Modellierung molekularbiologischer Systeme sowohl auf der qualitativen als auch auf der quantitativen Beschreibungsebenen eine immer größere Rolle. Die Beantwortung systembiologischer Fragestellungen und die damit verbundene Entwicklung geeigneter Modellierungswerkzeuge können nur in enger Zusammenarbeit mit experimentell arbeitenden Forschern erfolgen. Die Fachgruppe ist um eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Bioinformatikern und Wissenschaftlern mit biologischem Hintergrund bemüht, was in ihrem Engagement auf Fachtagungen sowohl der Bioinformatik als auch der Biologie, Biochemie, Biotechnologie und Medizin zum Ausdruck kommen soll. (Ina Koch)